Neubau Scheffelhalle Singen
Am ehemaligen Standort der abgebrannten Scheffelhalle entstand der Neubau. Der Wiederaufbau der ehemals denkmalgeschützten Halle in Holzbauweise transportiert Erinnerungen und Emotionen.
Geschichte
Die Halle wurde 1925 als Provisorium durch den Männergesangsverein errichtet und ursprünglich nicht für eine langfristige Nutzung ausgelegt. Sie erfüllte ihren Zweck dann schließlich aber fast ein Jahrhundert und wurde für vielfältige Veranstaltungen genutzt, wie z.B. Fasnachtsveranstaltungen, Konzerte oder Boxkämpfe! In der Nacht auf den 17.11.2020 wurde die Halle aufgrund von Brandstiftung komplett vernichtet.
Gestaltung des Neubaus
Der ungewöhnliche Planungsauftrag lautete, die neue Halle in der ursprünglichen Gestaltung wieder aufzubauen sowie das heute geforderte Raumprogramm in den alten Gebäudeabmessungen unterzubringen. Eine Halle, die gestalterisch der ehemaligen entspricht, jedoch modern interpretiert. Die tragende Konstruktion sichtbar in Holz, ein offener Dachraum, der gesamte Saal stützenfrei. Diese Aufgabe wurde in Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplanungsbüro Baustatik Relling mit einem komplexen Raumtragwerk aus Baubuche gelöst und vom regionalen Holzbaubetrieb Pirmin Mohr mit großem Engagement ausgeführt.
Die erforderlichen Flächen für Toiletten, Lager-, Technik- und Nebenräume sind heute deutlich umfangreicher als vor 100 Jahren. Dies wurde unter anderem mit der angehobenen Traufhöhe im OG gelöst, um dadurch die volle Nutzfläche bis zur Außenwand zu haben. Von außen sieht man diesen Unterschied nicht.
Bühne
Im Vergleich zur alten Halle ist der Neubau der Scheffelhalle mit einer modernen Bühnentechnik ausgestattet. Der Bühnenraum ist mit den erforderlichen Technik- und Lagerbereichen an heutige, professionelle Ansprüche angepasst. Der integrierte Bühnenaufzug ermöglicht den Transport von Mobiliar, Accessoires und Requisiten vom Keller über den Hallen- bis zum Bühnenbereich.
Die moderne Lichttechnik der Bühne ermöglicht es zudem, auch den Saal und das gesamte Dachtragwerk variabel in Szene zu setzen. So entstehen zahlreiche Möglichkeiten, bei verschiedenen Veranstaltungen ein angepasstes Ambiente zu schaffen
Der Anspruch an die Akustik ist groß. Daher ist es von Vorteil, dass die Halle verschieden geneigte Dachflächen hat und das Tragwerk und die Innenraumgestaltung den Schall brechen.
Das planende Bauphysik-Büro hat die akustisch wirksamen Platten im Dachbereich und der Deckenunterschicht bemessen. Ihre rustikale Oberfläche fügt sich passend zum Gebälk ein. Die Schallemissionen nach außen werden durch die massiven, gedämmten Fassaden- und Dachelemente der Holzkonstruktion und die dreifach verglasten Fenster- und Türflügel deutlich reduziert.
Alte Formen und Barrierefreiheit
Ein besonderes Erkennungsmerkmal der alten Scheffelhalle waren die markanten Spitzfenster an der Frontseite. Sie waren der Stadt gestalterisch sehr wichtig. Bei unserer Interpretation der Fenster entstand in der Planung eine Loggia, die zum Vorplatz hin unter anderem an Fasnacht für Reden genutzt werden kann.
Der Eingangsbereich führt den Besucher direkt zur Theke an der Garderobe. Hier wurden 274 Originalsteine der alten Scheffelhalle verbaut. Sie waren nach dem Brand gerettet und jetzt erneut nach alter Handwerkskunst aufgemauert worden.
Die neue Scheffelhalle ist barrierefrei nutzbar. Ein separater Zugang mit Automatiktüre ermöglicht es gehandicapte Personen und Rollstuhlfahrern, diese selbstständig mit einem sogenannten Euroschlüssel zu öffnen. Das Obergeschoss kann mit einem Aufzug erreicht werden.
Weitere Merkmale
Damit die Halle in der gewünschten Holzbauweise überhaupt genehmigt und gebaut werden konnte, war es brandschutztechnisch erforderlich, als Kompensations-maßnahme eine Sprühnebellöschanlage zum Schutz des Holztragwerkes einzubauen. Die Holzkonstruktion ist so dimensioniert, dass sie einem Vollbrand 30 Minuten standhält. Die Sprühnebellöschanlage kühlt im Brandfall das Tragwerk, so dass es dem Brand weitere 60 Minuten standhält, um das Gebäude evakuieren zu können.
Die Druckleitungen der Löschanlage werden nicht sichtbar hinter der Dachverkleidung geführt. Lediglich die kleinen Sprühköpfe schauen aus der Dachfläche hervor. Durch das Zerstäuben des Wassers mit hohem Druck wird deutlich weniger Wasser benötigt und etwaige Wasserschäden verringert.
Die Fluchtwege stellen sich in der neuen Halle folgendermaßen dar:
Der große Saal im Erdgeschoss besitzt 4 große Fluchttüren direkt ins Freie. Vom Obergeschoss gelangt man sowohl über die beiden separaten Fluchttreppenhäuser nach draußen als auch über die großen Saaltreppen.
Die Ausführung dieser zweigeschossigen Versammlungsstätte in Holz ist ein wichtiger Faktor für die zugesagte Aufnahme des Objektes in das Förderprogramm „Holzbau innovativ“.
Durch die zweigeteilte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wird die gesamte Halle be- und entlüftet und in der Heizung unterstützt.
Die dachintegrierte PV-Anlage mit rautenförmigen Photovoltaikziegeln fügt sich gestalterisch in das Gebäudekonzept ein. Der Stromertrag deckt im Sommer zusätzlich einen großen Anteil des Strombedarfs im benachbarten Aachbad.
Hier sehen Sie einige Bilder vom Spatenstich, Richtfest sowie den weiteren Baufortschritt.

